Freitag, 19. April 2024

Hinweise für Lehrer: Methoden / Auswahl der Fälle / Einsatz im Unterricht

Liebe Lehrer,


Sie unterrichten auf der Grundlage eines Curriculums und dessen Zielvorgaben, Sie kennen Ihre Zielgruppe und deren Bedarf an Fremdsprachenkenntnissen, Sie haben einen Einblick in die Anforderungen des Fachs und/oder eines bestimmten Berufsfelds, Sie haben Ihre individuellen Vorstellungen und Erfahrungen von lebendiger, spracherwerbsfördernder Unterrichtsarbeit, Sie arbeiten in einem Lernraum mit bestimmten technischen Voraussetzungen, haben für Ihren Unterricht ein vorgegebenes Zeitfenster, Sie suchen zum Start in ein neues Thema, zur Vertiefung oder Prüfung von bereits trainierten Kompetenzen fach- und berufsfeldnahe Lehrmaterialien. Bei dieser Suche möchte Ihnen diese Plattform entgegenkommen mit einem Angebot an Fallstudien, Simulationen und Szenarien aus den unterschiedlichsten Fachgebieten.

Was verbindet, was unterscheidet diese 3 Lernformen aus dem handlungsorientierten Methodenrepertoire? Allen drei Lernformen gemeinsam ist das übergeordnete Ziel, dass die Lerner in "quasi-realen" Lernumgebungen dazu angeregt und geschult werden sollen, mit Blick auf fach- oder berufbezogene Situationen, denen Sie zukünftig im Kontakt mit der Fremdprache ausgesetzt sein können, kommunikativ kompetent zu handeln. Unter berufsbezogener kommunikativer Kompetenz verstehen wir das Verfügen über und das der Sache/dem Arbeitsgegenstand/dem zugrundeliegenden Fachgebiet angemessene, bewusste, willentliche, zielgerichtete Anwenden fachlichen, berufspraktischen und sozialen Wissens sowie die Beherrschung jener sprachlichen Mittel und Fertigkeiten einschließlich der Regeln und Normen ihrer Anwendung, mit Hilfe derer ein Sprachanwender den spezifischen Anforderungen gerecht werden kann, die an ihn, seine Position, sein Aufgabengebiet bzw. seinen Arbeitsplatz in Institutionen oder Unternehmen vor dem Hintergrund ihres Tätigkeitsschwerpunktes, ihrer strategischen Ziele, der hier herrschenden Organisationsstrukturen, der internen Arbeits- und Informationsabläufe, der jeweiligen soziokulturellen Besonderheiten bzw. des sozikulturellen Umfelds, in die sie eingebunden sind, im Kontakt mit anderen Akteuren (im Innern) bzw. Beteiligten an Arbeits- und Geschäftsbeziehungen (von außen) gestellt werden.

Welche sind die Spezifika der drei Methoden Fallsimulation, Fallsimulation und Szenario?

  • Fallsimulationen verstehen wir als die möglichst realistische Nachbildung eines bereits so oder in sehr ähnlicher Weise bereits stattgefundenen fachgebundenen Ereignisses (Falls) mit Problem- bzw. Aufgabencharakter in einem Lern- oder Forschungsraum und das situativ-prozesshafte Reagieren eines Fallbearbeiters (mehrerer Fallbearbeiter) auf über dieses nachgestellte Ereignis ausgelöste und an ihn gerichtete Handlungsimpulse.
  • Fallstudien  finden sich im Methodenrepertoire unterschiedlicher Fachdisziplinen (z.B. Politik, Soziologie, Recht, Ökonomie, Medizin, etc.). Sie werden meist als Textmaterial (im Rahmen von E-Learning-Umgebungen häufig auch durch Audio- und Videoeinspielungen ergänzt) dargeboten und skizzieren einen realen Fall aus der Praxis um das Lösen von Problemen bzw. das Fällen von Entscheidungen zu trainieren. Das grundlegende Wesensmerkmal von Fallstudien besteht wie auch bei der Fallsimulation darin, dass in ihnen an möglichst realitätsnahen Situationsbeschreibungen (durch Datenangaben, die auf realen Fällen beruhen) ausbildungs- und berufsrelevante Probleme ergründet bzw. analysiert und anschließend gelöst sowie als Lösung präsentiert und diskutiert werden. Unterschiede zur Fallsimulation lassen sich am ehesten daran festmachen, dass die Lerner Fallstudien als Außenstehende (z.B. als Unternehmensberater) retrospektiv bearbeiten und zu seiner Lösung umfassendere Strategien entwickeln oder Fragen beantworten müssen. Steht also bei Fallstudien vor allem die Analyse eines Falls bzw. Problems im Vordergrund, kommt bei der Fallsimulation stärker das prozess-rollenspielhafte, situativ-interaktive Handeln der Fallbearbeiter zum Tragen, ausgelöst durch einzelne Handlungsimpulse aus einem vorgegebenen Setting heraus. 
  • Szenerien  lassen sich im weitesten Sinne als das Herübertragen einer wirklichkeitsnahen Situation mit Problemkonstellation in einen Lehr- bzw. Anschauungsraum verstehen. Szenarien finden in Forschung und Lehre verschiedener Disziplinen (z.B. Geowissenschaften, Umwelttechnik, Nautik, Luftfahrt, BWL etc.) aber auch in berufsbezogenen, innerbetrieblichen Ausbildungs- und Weiterbildungszusammenhängen, im Rahmen der Produktentwicklung, der Prozessoptimierung von Organisationen etc. Verwendung und lassen sich mit Hilfe von realen wie virtuellen Lernumgebungen umsetzen. Sie haben modellhaften Charakter und dienen in der Regel der Planung bzw. dem Durchspielen möglicher ähnlicher Ereignisse bzw. Zustände in der Zukunft. Bei Szenarien haben wir es grundsätzlich  mit ausgedachten aber realistischen Konstellationen, der Beschreibung eines allgemeinen Problems in einem konkreten Fall, in einer konkreten Situation, mit der potenziellen Aufeinanderfolge von Ereignissen zu tun, die in Lernräumen häufig zum Verständnis kausaler Zusammenhänge konstruiert werden. Der Bearbeiter eines Szenarios wird vor eine bestimmte Aufgabe bzw. ein Problem gestellt, das er lösen muss. Er erhält hierzu eine Anweisung, eine Auswahl an Angaben bzw. Parametern sowie Handlungsimpulse. Es gibt eine große Nähe des Szenarios zur Fallsimulation insofern der Lerner auch hier auf Handlungsimpulse im Rahmen eines situativen Settings reagiert, d.h. er muss handeln (entscheiden), um ein Problem zu lösen. Im Unterschied zu Fallsimulationen beruht das Szenario jedoch nicht unbedingt auf realen Fällen bzw. exakten Falldaten, sondern auf in unterschiedlicher Problemtiefe skizzierten Problemkonstellationen, die in der Realität (in der Zukunft) auftreten können und unter ausgewählten Aspekten bzw. Fragestellungen bearbeitet werden sollen.

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...  www.daf-fallstudien-portal.de   bietet Ihnen zweierlei: 1.) die Möglichkeit zur unterrichtstragenden Arbeit mit Fallstudien, Simulationen und Szenarien, 2.) den flankierenden Einsatz der Fallstudien, Simulationen, Szenarien oder auch einzelner Übungselemente innerhalb oder außerhalb des Unterrichts. Sie können Materialien für den Einsatz in Ihrem Unterrichtsraum einfach herunterladen und ausdrucken, einem gemeinsamen Ausflug mit ihren Lernern bzw. Ihrer Kursgruppe in den virtuellen Lernraum unternehmen oder Ihre Lerner dazu motivieren, sich auf der Plattform selbstständig zu bewegen,  Materialien herunterzuladen und zu bearbeiten.


Auf  www.daf-fallstudien-portal.de   sind die Lernmaterialien auf der obersten Ebene nach Fachbereichen (z.B. "Wirtschaft") geordnet. Wenn Sie einen der Fachbereiche anklicken, öffnen sich Ihnen einzelne Fachgebiete (z.B. Unternehmen & Markt"), unter denen die Fälle unter einem Themenverweis abgelegt sind. Ein Klick auf diese Fälle führt Sie zu einer Übersicht, in der Sie gezielter Lehrmaterialien nach Ihrem Bedarf (Inhalt, Sprachniveau, Schwierigkeitsgrad, Zeitrahmen etc.) auswählen können. Hier eine Übersicht, die Ihnen die einzelnen Kriterien zur Auswahl etwas transparenter machen soll:

 

Kategorie

Hinweise

 

Sprachniveau

Niveaustufen nach dem “europäischen Referenzrahmen” (GER)/ Common European Framework of Reference for Languages – CEFR) des Europarats:

A – Elementare Sprachverwendung (A1 und A2)
B – Selbständige Sprachverwendung (B1 und B2)
C – Kompetente Sprachverwendung (C1: fortgeschrittenes Kompetenzniveau; C2: nahezu muttersprachliche Sprachbeherrschung)

 

Übersicht:

 

 http://europass.cedefop.europa.eu/de/resources/european-language-levels-cefr

 

 

Schwierigkeitsgrad

Wir unterscheiden nach den fachlichen Schwierigkeitsstufen: (hoch), (mittel) und (gering). Im Einzelnen legen wir diesen drei Schwierigkeitsstufen folgende Deskriptoren zugrunde:

 

(1)   Einen niedrigen Schwierigkeitsgrad hat ein Fall

-       mit geringer fachlicher Problemtiefe

-       bei dem die eigenen (kreativen) Handlungs- und Entscheidungsspielräume des Bearbeiters sehr begrenzt sind

 

(2)   Einen mittleren Schwierigkeitsgrad hat ein Fall

-       mit überschaubarer fachlicher Problemtiefe

-       bei dem der Bearbeiter selbstständig, planerisch-kreativ, analytisch Informationen einholen und verarbeiten muss, die jedoch nicht zu kompliziert und umfangreich sind.

 

(3)   Einen hohen Schwierigkeitsgrad hat ein Fall

-       mit hoher fachlicher Problemtiefe

-       bei dem der Bearbeiter selbstständig, planerisch-kreativ, analytisch Informationen einholen und verarbeiten muss, die in sich hochgradig komplex und kompliziert sind.

 

 

Trainierte Kompetenzen

Wir orientieren uns bei der Beschreibung von trainierten Kompetenzen u.a. an:

 

- (Nünning, Vera (Hrsg.) (2008): Schlüsselkompetenzen: Qualifikationen für Studium und Beruf. Stuttgart, Weimar: Metzler, S. 13-15):

 

Nünning zählt zu den Schlüsselkompetenzen, die man sich im Verlauf eines Hochschulstudiums aneignen kann u.a.: 

 

Grundlegende Kompetenzen = Problemlösungskompetenzen, analytische Kompetenzen, Recherche- und Informationskompetenzen, interdisziplinäre Kompetenzen;

Kommunikations- und Vermittlungskompetenzen = kommunikative Kompetenzen, metakommunikative Kompetenzen, didaktische Kompetenzen, sprachliche und rhetorische Kompetenzen, Medienkompetenzen, Präsentationskompetenzen;

Interkulturelle Kompetenzen = fremdsprachliche Kompetenzen, fremdsprachliche Textsortenkompetenz, fremdkulturelle Kenntnisse, interkulturelle Kommunikationskompetenzen;

Soft Skills = organisatorische Kompetenzen/Projektmanagement, Zeitmanagement, Zielorientierung.

 

- Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse/Dublin-Deskriptoren: 

 

http://www.dgps.de/studium/rahmen/BS_050421_Qualifikationsrahmen_AS_Ka.pdf

 

- Widulle, Wolfgang (2009): Handlungsorientiert Lernen im Studium. Arbeitsbuch für soziale und pädagogische Berufe. Wiesbaden: VSVerlag für Sozialwissenschaften

 

 

Zeitrahmen

Angegeben ist jeweils der durchschnittliche Zeitrahmen, der erfahrungsgemäß zur Bearbeitung der Fälle benötigt wird.

 

 

Hinweise/Empfehlungen

Hier geben wir zusätzliche Informationen zu den Einsatzmöglichkeiten der Fälle nach unseren Unterrichtserfahrungen. Also z.B. Hinweise darauf, ob der Einsatz aufgrund der Fallvariablen eher im Zielsprachenland oder in einem bestimmten Land/einer bestimmten Region zu empfehlen ist, welche spezifischen Vorkenntnisse von den Lernern erwartet werden, in welcher Unterrichtsphase wir den Einsatz für geeignet halten, ob es ein begleitendes Übungsprogramm gibt, etc.

 

   
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